Red Flags/toxische Warnsignale: Future-Faking

Future-Faking ist das Vortäuschen von Zukunft. Und zwar einer Zukunft, die es so nie geben wird. Die meisten toxischen Menschen nutzen diese Methode. Und sie können eine Menge damit zerstören. Das macht das Future-Faking zu einer echten Red Flag. Aber woran kannst du sie erkennen?

Das Signet vom Toxiversum mit einem kleinen SendemastenDieser Text ist ein leicht angepasstes Transkript der Red-Flags-Podcast-Folge „Future-Faking, die du dir hier anhören kannst.

Was ist Future-Faking genau?

Future-Faking ist das Faken, also Vortäuschen, einer Zukunft, die es so nie geben wird. Es kommt in der Partnerschaft vor, in der Familie und im Freundeskreis, bei Institutionen, in der Wirtschaft, in der Politik, bei Sekten und anderen toxischen Gruppen, einfach überall.

Am Anfang fällt es dir nicht auf

Anfangs fällt es dir wahrscheinlich nicht mal auf, denn du wirst denken: So was kann ja mal vorkommen. Denn es fängt meistens scheinbar harmlos an, mit vergleichsweisen Kleinigkeiten. Zum Beispiel sagt dir jemand zu, dir wegen einer bestimmten Sache noch Bescheid zu geben. Oder verabredet sich mit dir zum Kaffee oder zum Entrümpeln des Kellers, kurz bevor der Spermüll geholt wird.

Und dann passiert … nichts. Dieser Mensch sagt dir nicht, wie zugesagt, Bescheid, er erscheint nicht zum Kaffee und schon gar nicht zum Entrümpeln. Hinterher sagt er dann z. B., er hätte den Termin völlig vergessen. Oder er behauptet, er hätte den Termin nie fest zugesagt. Es kann auch sein, dass dieser Mensch auf diesem Termin bestanden hat und du alles möglich gemacht hast, um rechtzeitig zu erscheinen. Aber dann sagt er dir auf die letzte Sekunde ab. Eine andere Variante ist, dass er viel zu spät kommt, wenn du schon den halben Keller alleine entrümpelt hast. Dann hat er auch noch super schlechte Laune und ist kurz davor in die Luft zu gehen. Ganz so, als sei es deine Schuld, dass ihr so viel Gerümpel im Keller angesammelt habt und dieser Mensch jetzt auch mal einen Finger krümmen muss.

Am Anfang sind es also häufig scheinbar harmlose oder normal erscheinende Versehen. Oder es sind Dinge, von denen wir dann denken: Ach, schwamm drüber. Ist ja kein großes Drama. Kann ja mal passieren. Aber das war erst der Anfang, denn das Future-Faking, also das Vortäuschen von Zukunft, ist beinahe unendlich ausbau- und steigerungsfähig.

Bald sind es Versprechen bei wichtigeren Dingen

Es sind dann nämlich nicht mehr nur Verspätungen oder geplatzte Termine, die ihr nachholen könntet. Dann sind es auch Versprechen bei viel wichtigeren Dingen. Zum Beispiel sagt dieser Mensch, er würde ja einsehen, dass ihr viel Streit habt und dass dich das sehr belastet. Er wisse auch, dass das an ihm liege. Aber das sei nur so, weil er wegen der Arbeit so gestresst sei. Und dann schwört er dir, wenn er das Problem bei der Arbeit erst gelöst hätte, dann würde alles besser. Nur scheint dieses angebliche Problem ein Endloses zu sein, denn es gibt nie eine Lösung und es wird gar nichts besser.

Oder du wohnst in einem Neubaukomplex, aber nach nur drei Jahren schimmelt es überall an der Nordseite deiner Wohnung. Dein Vermieter verspricht dir wieder und wieder, die Wohnung sanieren zu lassen. Aber dann passiert monate- und vielleicht sogar jahrelang nichts, und er hat tausend Ausreden dafür, eine dramatische als die andere. Und vielleicht glaubst du die zu diesem Zeitpunkt noch.

In Partnerschaften oder Ehen kommt es auch immer wieder vor, dass ein toxischer Mensch z. B. zusagt, eine Therapie zu machen. Denn seine häufigen Wutausbrüche belasten die Beziehung. Aber dann findet er angeblich keinen Therapieplatz. Oder er bricht die Therapie nach einem oder zwei Terminen ab, weil die Therapeutin angeblich keine Ahnung hätte. Vielleicht steht bei dir auch eine wichtige Fortbildung für deine Karriere an. Ein toxischer Mensch sagt dir großzügig zu, sich in diesen Wochen um die Kinder oder die Haustiere zu kümmern, und du verlässt dich darauf. Aber dann teilt er dir am Abend vorher mit, dass er das nun doch nicht tun könne, weil er angeblich eigene sehr wichtige Termine habe oder krank sei.

Oder dieser Mensch will unbedingt Kinder haben, auch wenn die für dich noch gar nicht auf dem Plan stehen. Aber er schwärmt dir von seinem Familientraum vor und sagt, dass er sich selbstverständlich immer kümmern werde. Er verspricht dir auch, natürlich bei der Geburt eures Kindes dabei zu sein, um dich zu unterstützen. Aber als es soweit ist, geht er in die Kneipe, weil er schließlich jede Woche um diese Zeit mit seinem Freundeskreis verabredet ist. Und wer sich im Lauf der nächsten Jahre um die unbedingt gewollten Kinder kümmern wird, ist dann ganz bestimmt nicht dieser Mensch.

Future-Faking gibt es auch auf institutioneller und staatlicher Ebene

Ganz ähnlich funktioniert das nebenbei gesagt auch mit Abtreibungen in unserer Gesellschaft. Frauen werden Abtreibungen extrem schwer gemacht. In den gesetzlich vorgeschriebenen Beratungen vor Abtreibungen wird ihnen oft gesagt, dass sie mit einem Kind nicht alleine dastünden, dass es jede Menge Hilfen für sie gäbe. Aber ist das Kind dann erst da, stehen viele dieser Frauen ganz alleine da. Denn wer ihnen allzu häufig eben nicht hilft, ist der Staat. Weil er seit Jahrzehnten nicht ausreichend Mittel für adäquate Hilfe bereitstellt.

2024 fehlten z. B. über 300.000 Kita-Plätze in Deutschland für Kinder unter drei Jahren. Und die Bundespsychotherapeutenkammer schätzte 2024, dass etwa 7.000 Kassensitze für Therapeut:innen fehlen. Berechnet an der durchschnittlichen Anzahl von Patient:innen pro Kassensitz pro Vierteljahr fehlen damit Therapieplätze für über 340.000 Menschen. Frauen also unter Strafandrohung eine Abtreibung derart zu erschweren und ihnen dann Hilfen in Aussicht zu stellen, aber gleichzeitig die Mittel für die nötigen Hilfen nicht bereit zu stellen, das ist bestes Future-Faking. Und lass mich gar nicht erst von dieser unfassbaren Bevormundung von Frauen anfangen. Und von der nicht minder unfassbaren Bevorzugung der Kindsväter. Denn die werden viel zu selten zur Verantwortung gezogen. Die Verantwortung müssen, wie auch sonst bei toxischen Menschen und Gruppen, die Betroffenen alleine tragen.

Ein anderes Beispiel: Bei der Arbeit sagt ihr deine Vorgesetzte mehrfach zu, dass sie ganz oben ein gutes Wort für deine Gehaltserhöhung oder Beförderung einlegen wird, aber irgendwann erfährst du, dass sie nie auch nur einen Ton zu irgendwen gesagt hat. Und die Gehaltserhöhung oder Beförderung bekommst du natürlich nie.

Future-Faking kann existenzbedrohend und lebensgefährlich werden

Manchmal kann das Future-Faking, also das Vortäuschen einer Zukunft, die es so nie geben wird, sogar existenzbedrohend oder lebensgefährlich für dich werden. Wenn dieser Mensch dir z. B. bei der Hochzeit versprochen hat, in guten wie in schlechten Zeiten für dich da zu sein. Dann geht es dir richtig schlecht, du bekommst deshalb Angst und möchtest sofort ins Krankenhaus. Aber deine Frau oder dein Mann ist nicht bereit, dich da selbst hinzufahren oder auch nur den Krankenwagen oder ein Taxi zu rufen. Im Gegenteil, dieser Mensch sagt dir so was wie: Du solltest dich nicht so anstellen. Ein bisschen positives Denken und eine Schmerztablette würden es ja wohl auch tun. Mal abgesehen davon, dass dieses Future-Faking unterlassene Hilfeleistung ist, ist es auch körperliche Gewalt.

Was auch häufiger vorkommt ist, dass ein toxischer Mensch mit Future-Faking um sehr viel Geld bittet. Und damit meine ich nicht nur die Scam-Mails, in denen dir ein Millionenerbe versprochen wird, für das du zuerst nur ein paar tausend Euro auf irgendein Konto zahlen sollst. Auch toxische Menschen in deinem Umfeld nutzen diese Methode, um ohne viel Arbeit an möglichst viel Geld zu gelangen.

So behauptet ein Mensch beispielsweise, er wolle sein Unternehmen erweitern. Und das sei ein bombensicheres Investment. Oder er erzählt dir sogar eine dramatische Geschichte, dass er erpresst werde und auf die Schnelle nicht genug Geld locker machen könne, aber sein Leben sei in Gefahr und niemand außer dir könnte helfen. Er verspricht dir hoch und heilig, dir das Geld selbstverständlich zurückzuzahlen. Du vertraust ihm, weil du ihn kennst und ihn magst. Und du übergibst ihm deine Ersparnisse.

Oder er überredet dich, ihm dein Konto zugänglich zu machen, um dein Geld richtig gut anzulegen. Du seist ja nicht so gut darin, er aber kenne sich damit sehr gut aus. Er sei einem echten Geheimtipp auf der Spur, einer Geldanlagemöglichkeit, die einen weit höheren Zins garantiere als alle anderen Anlagen.

Aber in all diesen Fällen war das wahrscheinlich das Letzte, das du jemals von deinem Geld gesehen hast.

Auch toxische Gruppen und Sekten wollen dein Geld mit Hilfe von Future-Faking

Bei toxischen Gruppen und Sekten kommt das mit dem Geld ebenfalls häufig vor. Du glaubst, du gibst es freiwillig. Aber in Wirklichkeit wirst du dazu genötigt und teilweise sogar gezwungen, dein gesamtes Geld in diese Gruppe oder Sekte zu investieren. Sowohl dein Gehalt als auch deine Ersparnisse, die Rücklagen für dein Alter, die Rücklagen für die Ausbildung deiner Kinder, deine Immobilien und alles andere, das Geld bringen kann. Und sie versprechen dir, dass diese Gruppe oder eine Gottheit oder das Karma es dir vielfach zurückzahlen würden. Entweder weil das Geld einen guten oder höheren Zweck unterstütze. Oder weil du dort enorm viele wichtige Dinge lernen würdest, die du nirgendwo sonst lernen könntest und die mit Geld eigentlich gar nicht aufzuwiegen seien.

Auch hier wirst du dein Geld wahrscheinlich nie wiedersehen. Sie werden es dir nicht einmal dann zurückzahlen, wenn sie es dir am Anfang nur als Leihgabe aus den Rippen geleiert haben. Möchtest du aus der Gruppe oder Sekte aussteigen oder bist du schon draußen, zahlen sie dir dein Geld erst recht nicht zurück, wenn du es zurückforderst. Dann sagen sie, von einer Leihgabe wäre nie die Rede gewesen, du hättest es ihnen geschenkt. Und wahrscheinlich hast du nicht den geringsten Nachweis dafür, dass das Ganze unter Zwang oder Nötigung passiert ist.

Das heißt, ein toxischer Mensch oder eine toxische Gruppe oder Sekte gibt dir ein Versprechen, aber hält es nicht. Nicht nur einmal, sondern immer wieder. Das ist ein Verhalten, das wir von den meisten Menschen und von uns selbst nicht kennen. Denn sich an Versprechen zu halten, ist immer noch ein Wert in unserer Gesellschaft, oder? Zusagen einzuhalten ist doch, um es etwas pathetisch auszudrücken, Ehrensache. Und wir tun das, wir halten unser Versprechen, aus Respekt vor unserem Gegenüber. Ganz klar, oder? Aber toxische Menschen tun das nicht.

Warum nutzen toxische Menschen Future-Faking?

Hinter dem Future-Faking, also dem Vortäuschen einer Zukunft, die es so nie geben wird, verbirgt sich die Tatsache, dass ein toxischer Mensch in aller Regel von vornherein nicht vorhat, diese Pläne, Zusagen und Versprechen jemals in die Tat umzusetzen. Der Fehler liegt aber definitiv nicht bei dir!

All diese Pläne, Zusagen und Versprechen macht ein toxischer Mensch aus unterschiedlichen Gründen. Vielleicht möchte er dich einwickeln und versucht deshalb, möglichst gut vor dir und gegebenenfalls auch vor deinem Umfeld dazustehen. Denn du sollst dich auf ihn und eine Beziehung mit ihm einlassen. Vielleicht sollst du auch etwas Bestimmtes tun, was dieser Mensch unbedingt will. Wenn in deinem Job z. B. jahrelang keine Gehaltserhöhung oder Beförderung kommt, dann bedeutet das, dass dieser Mensch dich weiter ausnutzen können und dich nicht gehen lassen will. Deine finanziellen Bedürfnisse und Karrierewünsche sind ihm völlig egal.

Toxische Menschen sind oft faul – und geldgierig

Viele toxische Menschen wollen auch einfach nur in Ruhe gelassen werden. Sie sagen dir etwas zu, dass sie aber nie tun werden, damit du nicht weiter drängst. Dadurch haben sie sich etwas Luft verschafft, denn bis du erneut nachhakst, wird wahrscheinlich einige Zeit vergehen.

Und viele toxische Menschen sind, ganz nebenbei gesagt, sehr faul und gleichzeitig geldgierig. Sie glauben, Geld stünde ihnen zu, auch dein Geld. Und zwar ohne, dass sie einen Finger dafür krumm machen sollten. Aber egal, was es ist, für ihre Ziele sind sie alle bereit, dir im Zweifel die ganze Welt zu versprechen. Nur interessiert einen toxischen Menschen sein Geschwätz von gestern nie, wenn es ihm nicht einen spürbaren Nutzen bringt. Das wiederhole ich nochmal:

Einen toxischen Menschen interessiert sein Geschwätz von gestern nie. Es sei denn, es bringt ihm einen spürbaren Nutzen.

Sie wollen dich manipulieren und deine Grenzen sprengen

Und so ist das, was dir ein toxischer Mensch verspricht, zum überwiegenden Teil nur Schauspiel. Er macht dir einen Haufen Zusagen. Und um den Schein zu wahren und um dich ruhig zu stellen, hält er ein paar davon ein, die ihn nicht viel kosten. Die, die er nicht einhält, sind ihm nicht nur völlig egal, sie sind auch ein Test. Denn er will rausfinden, was du ihm alles durchgehen lässt, zu was er dich alles bringen kann, welche deiner Grenzen er noch verschieben oder gleich ganz sprengen kann.

Sagen wir, ihr seid zu einer bestimmten Zeit verabredet, die dir eigentlich gar nicht so gut passt. Dennoch machst du es diesem Menschen zuliebe möglich und bist pünktlich da. Was machst du aber, wenn er extrem zu spät kommt, oder wenn er gar nicht kommt? Wirst du dann sauer und verabredest dich nie wieder mit ihm? Oder akzeptierst du seine wahrscheinlich erfundene Begründung? Und beschließt du, beim nächsten Mal nur noch höchstens fünf Minuten zu warten und dann zu gehen? Und tust du es dann auch? Oder nimmst du die Verspätung einfach so hin und wartest jedes Mal wieder, weil dieser Mensch es dir wert ist, weil du ihn nicht verlieren oder auch nicht verärgern willst?

Und was tust du, wenn dieser Mensch zum Kellerentrümpeln nicht nur zu spät kommt, sondern auch noch total mies gelaunt ist? Wirst du dann nochmal versuchen, solche Sachen mit ihm zu planen? Oder wirst du es lieber von vornherein alleine machen, um dir seine miese Laune zu ersparen?

In diesen beiden Beispielen versucht ein solcher Mensch mit seinem Verhalten auszutesten, wie weit er bei dir gehen kann. Ob er es sich zukünftig auch bei wichtigeren Dingen wird leisten können, dir erst etwas zuzusagen, um dich dann nach Lust und Laune hängenzulassen und um deine Grenzen immer weiter zu überschreiten. Er will damit auch testen, wie manipulierbar und wie kontrollierbar du bist.

Sie wollen dich ausnutzen und sich besser fühlen

Und was ist im Job? Wenn dir deine Vorgesetzte versprochen hat, sich für deine Lohnerhöhung oder Beförderung einzusetzen und dann passiert ewig nichts, wirst du das akzeptieren, ohne groß nachzufragen? Wirst du ihr mit dem Geld, das du brauchst oder diesem wichtigen Karriere Schritt einfach blind vertrauen? Wenn ja, dann weiß sie, dass sie deine Grenzen wahrscheinlich bis ins Unendliche verschieben kann. Dass sie dir sogar zahllose unbezahlte Überstunden aufbürgen kann, weil du dich angeblich erst noch beweisen musst, bevor du mehr Geld oder einen besseren Posten bekommen kannst. Oder wirst du nachhaken und wirst du dir einen neuen Job mit besseren Aussichten suchen, wenn du erfährst, dass sie ihr Versprechen nicht gehalten hat? Dann weiß sie, dass sie dich nicht weiter manipulieren kann. Und sie wird dich zukünftig entweder aufgrund fadenscheiniger Gründe fallenlassen oder sogar entlassen. Sie wird vielleicht sogar deinen Ruf im Unternehmen und außerhalb schädigen. Oder sie wird versuchen, dich mit weiterem Future-Faking doch noch einzuwickeln, weil sie weiß, dass sie jemanden mit deinen Qualitäten so schnell nicht wieder finden wird.

Und wie ist das in der Partnerschaft oder Ehe? Wie gehst du damit um, dass dieser Mensch dich mit den Kindern oder mit deinen Gesundheitsproblemen nun doch alleine lässt? Wie gehst du mit seinen Wutausbrüchen und Schlägen um? Nimmst du das alles hin und planst ihn nicht mehr ein, um dir seine Kälte, seine Wut und körperliche Gewalt zu ersparen? Oder setzt du ihm konsequent Grenzen, sodass er mit neuem Future-Faking versuchen wird, dich wieder ruhigzustellen? Wie viele Chancen gibst du diesem Menschen, wenn er dir immer wieder eine Zukunft verspricht, die es aber so nie geben wird?

Er prüft mit dieser Methode, wie lange er dich hinhalten kann, wie lange er ohne großen Aufwand von deinen Qualitäten profitieren kann, wie lange er dich, wie du in der letzten Folge über toxische Kritik gehört hast, immer kleiner stutzen und fertig machen kann, um sich selbst dadurch größer, mächtiger und in Kontrolle zu fühlen. (Die Podcast-Folge zu toxischer Kritik findest du hier, das Transkript der Folge hier.)

Vor allem wollen sie Macht, Kontrolle und Dominanz über ihr Opfer

Denn toxische Menschen tun all das, weil sie das Ziel haben, möglichst viel Macht, Kontrolle und Dominanz über jemanden zu erlangen. Und sie sind bereit, eine Menge dafür zu tun. Deshalb manipulieren sie alle Menschen um sich herum. Aber viele dieser Manipulationen sind sehr anstrengend für sie, ganz besonders die superpositive, freundliche, aufmerksame, zugewandte und unterstützende Show, die sie am Anfang vieler Beziehungen und in den Idealisierungsphasen abziehen. Was die Idealisierungsphase ist, habe ich in der Folge über den toxischen Teufelskreis erklärt (die Podcast-Folge zum toxischen Teufelskreis findest du hier, einen Artikel dazu hier). Es ist die Phase, in der noch alles gut erscheint und positiv, vielleicht sogar so gut wie noch nie zuvor. Aber diese Phase ist nur gespielt. Und sie ist eben anstrengend für toxische Menschen. Da sehr viele von ihnen aber auch sehr faul sind, strengen sie sich nur so lange an, wie es unbedingt nötig ist.

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Erst wenn ein solcher Mensch seine Maske fallen lässt, siehst du seinen wahren Charakter. Und zu diesem wahren Charakter gehört, dass er gar nicht dran denkt, seine Zusagen und Versprechen einzuhalten, wenn es nicht absolut notwendig ist, um seine Ziele zu erreichen: Macht, Kontrolle und Dominanz. Ein toxischer Mensch torpediert also alle möglichen Pläne. Er hält seine Zusagen nicht ein und setzt so gut wie nichts von dem um, was er dir versprochen hat.

Sie haben Ausflüchte, faken Entschuldigungen und schieben dir die Schuld zu

Sprichst du ihn dann darauf an, hat er entweder haufenweise Ausflüchte parat. Oder er bringt etwas vor, das wie eine Entschuldigung klingen soll, aber in den meisten Fällen keine ist. Zu diesen vermeintlichen Entschuldigungen findest du hier einen Artikel. Dieser Mensch tut also so, als würde er sich entschuldigen.

Oder er nutzt die LATOU-Methode, die ich in einer früheren Folge beschrieben habe (hier ist die Folge, hier ein Artikel dazu). LATOU steht für Leugnen, Angreifen und Täter-Opfer-Umkehr. Das heißt, erst leugnet er sein Verhalten. Dann greift er dich an. Und dann macht er sich zum angeblich eigentlichen Opfer. Denn er will von seinem eigenen Verhalten, seinen Fehlern, seinen Manipulationen, seinem Future-Faking ablenken. Das bedeutet hier: Erst leugnet er, dir eine Zusage gemacht zu haben. Dann greift er dich an, weil du dir das angeblich nur ausgedacht hast oder weil du so kleinlich seist, oder so etwas. Und dann macht er sich zum angeblich eigentlichen Opfer, indem er behauptet, er würde alles für diese Beziehung tun, aber du würdest immer nur nörgeln und fordern, und jetzt könne er einfach nicht mehr. Und damit hat er erfolgreich von seinem Future-Faking abgelenkt und dich als schuldig dargestellt.

Und schließlich gibt es einige Momente, in denen dieser Mensch normal erscheint und wieder zu Verstand gekommen zu sein scheint. In denen der Mensch wieder zum Vorschein kommt, als den er sich dir am Anfang präsentiert hat. Dann redet er wieder normal mit dir, dann hört er dir wieder zu und geht auf dich ein und er sagt dir zu, er würde sich bessern, er würde mehr Zeit mit dir verbringen, er würde mit dir wegfahren, er würde mehr von seinen Pflichten mit Kindern oder Haushalt übernehmen, er würde eine Therapie machen, er würde sich um deine Beförderung kümmern und und und. Fragezeichen © Toxiversum

Und dann passiert … wieder nichts. Denn auch da versucht er natürlich, dich mit diesen Zusagen noch länger hinzuhalten. Aber er hat weiterhin nie vor, seine Zusagen einzuhalten. Er will einfach nur, dass du ihn in Ruhe lässt. Damit schafft er sich immer wieder genügend Freiraum, um das tun zu können, was er will.

Nagelst du sie auf ihre Zusagen fest, werden sie wütend

Wenn du diesen Menschen wiederholt darum bittest, seine Zusagen endlich einzuhalten, oder wenn du ihm sogar mit Konsequenzen drohst, dann wird er irgendwann nicht mehr freundlich reagieren oder dir weitere Versprechungen machen. Stattdessen wird er dich anblaffen, dich kritisieren, dir vorwerfen nervig oder paranoid zu sein. Oder er wird versuchen, deinen Instinkt und deine Wahrnehmungsfähigkeit zu manipulieren, indem er dir vorwirft, dir das alles nur auszudenken und irgendwelche Märchen zu erzählen. Dann wird er dir vielleicht sogar raten, dich mal psychiatrisch untersuchen zu lassen, denn irgendwas stimme mit dir ganz offensichtlich nicht. Fragezeichen © Toxiversum

Bist du noch in der Probezeit bei der Arbeit, musst du sogar damit rechnen, dass er dir sofort kündigt. Genau das ist mir z. B. vor vielen Jahren passiert, in einem Job, mit dem ich mir mein Studium selbst finanzieren musste. Der Chef des Unternehmens sagte mir zu, ich könne sofort anfangen, und er würde den schriftlichen Vertrag ausarbeiten lassen. Das Unternehmen hatte einen guten Ruf, und ich habe diesem Mann vertraut. Ich hatte keinen Grund, an ihm zu zweifeln. Aber gleich am ersten Arbeitstag zeigte er schon seinen wahren Charakter. Da schrie er eine Angestellte vor allen anderen an und demütigte sie auf unbeschreibliche Weise. Und das passierte an fast jedem einzelnen Arbeitstag. Ich traute mich deshalb natürlich nicht, ihn nochmal auf den schriftlichen Vertrag anzusprechen. Ich wollte nicht so angeschrien werden. Am letzten Tag meiner vereinbarten Probezeit kam er an und sagte, ich sei die beste Mitarbeiterin auf diesem Posten, die er je gehabt hätte. Er würde sich freuen, wenn ich weiter bei ihm arbeiten würde. Ich war erleichtert, denn ich brauchte ja das Geld ganz dringend. Und dann nahm ich seine gute Laune zum Anlass, ihn doch noch auf den zugesagten schriftlichen Vertrag anzusprechen. Da drehte er sich wortlos auf dem Absatz um, ging in sein Büro und rief mich ein paar Minuten später zu sich. Und dann verkündete er mir, ich sei fristlos entlassen, ich solle meine Sachen packen und gehen. Er stellte sogar einen Mitarbeiter dafür ab, zu kontrollieren, ob ich noch irgendwas mitnehme. Und das war’s. Ich stand auf der Straße und hatte keine Ahnung, wie das passieren konnte. Geschweige denn, wie ich meine Miete zahlen sollte. Am Ende hat er mir nämlich nicht mal mehr den vereinbarten Stundenlohn gezahlt, sondern lediglich eine Minimalpauschale. Und ich hatte keine Chance, das entgangene Geld je einzuklagen. Ich hatte ja nichts schriftlich.

Future-Faking ist also eine Taktik toxischer Menschen, dich erst einzuwickeln und dich dann so lange wie möglich hinzuhalten, um am Ende höchstens einen Bruchteil ihrer Zusagen einzuhalten. Sie halten vor allem die ein, die sie absolut nicht mehr aufschieben können, weil ihnen sonst unbequeme oder sogar teure Konsequenzen drohen. Oder die, von denen sie sich versprechen, dass sie dich dazu bringen, deine Grenzen für sie noch weiter zu verschieben.

Du wirst außerdem merken, dass sie diese wenigen Zusagen am Anfang noch mit einigermaßen Laune einhalten. Aber mit der Zeit wird die Laune bei vielen immer schlechter. Sie werden dann immer wütender, wenn sie etwas tun sollen, was sie nicht tun wollen, obwohl sie es zugesagt haben. Und diese Wut lassen sie im Zweifel an dir aus, geben dir dafür die Schuld. Und manche üben dann auch noch auf unterschiedliche Weise Rache an dir.

Warum aber fallen wir auf ihr Future-Faking herein?

Warum fallen wir darauf herein, selbst dann, wenn sie uns schon mehrfach sitzen gelassen haben? Wir fallen auf ihre Versprechen herein, weil sie uns immer wieder mit drei Schritten ködern.

Der erste Schritt ist, dass wir diesen Menschen kennenlernen. In Zuge dessen erfahren wir mehr über ihn. Und das stellt eine gewisse Verbindung zwischen uns her. Insbesondere dann, wenn dieser Mensch sich am Anfang ziemlich positiv darstellt. Oder auch, wenn er auf Empfehlung kommt. Das heißt, wenn er z. B. der Bruder einer Freundin ist. Oder wie in meinem Beispiel eben, wenn die Firma einen guten Ruf hat. Oder wenn du einen sympathischen Menschen kennenlernst, der dir eine Gruppe empfiehlt, in die er dich bald mitnimmt. Im nächsten Schritt sorgt dieser Mensch ganz bewusst dafür, dass wir ihn mögen. Oder in privaten Beziehungen oder Gruppen uns sogar in ihn verlieben. Das heißt, die Verbindung aus dem ersten Schritt wird stärker.

Im nächsten (zweiten) Schritt sorgt dieser Mensch ganz bewusst dafür, dass wir ihn mögen. Oder besonders in privaten Beziehungen uns sogar in ihn verlieben. Das heißt, die Verbindung aus dem ersten Schritt wird stärker. Und durch diese beiden ersten Schritte kommen wir zu Schritt drei.

Denn wenn wir glauben, einen Menschen schon recht gut zu kennen oder er uns empfohlen wird und wenn wir ihn mögen, dann schenken wir ihm auch leichter unser Vertrauen. Oder umgekehrt, wir vertrauen einem Menschen nur dann, wenn wir glauben, ihn recht gut zu kennen und wenn wir ihn mögen und seinen vorgeblichen Zielen ein gewisses Maß an Zuneigung oder Verständnis entgegenbringen. (Mehr dazu findest du hier: „Warum fallen wir eigentlich auf toxische Menschen herein?“.)

Wir können unser Vertrauen nicht einfach so abschalten

Wir vertrauen einem Menschen deshalb immer wieder, selbst wenn er seine Versprechen schon mehrfach gebrochen hat. Denn wir kennen und mögen ihn ja immer noch. Das hört ja so schnell nicht auf. Erst wenn wir ihn nicht mehr mögen oder feststellen, dass wir ihn eigentlich gar nicht so gut kennen, wie wir immer dachten, erst dann können wir es schaffen, ihm das Vertrauen zu entziehen, wenn er seine Zusagen weiterhin nicht einhält. Aber sind wir erst mal verheiratet, haben wir gemeinsame Kinder oder Haustiere, haben wir den Job angetreten und brauchen das Geld oder sind wir erst mal in die Wohnung eingezogen, dann sind das alles Dinge, die auch nicht mal eben rückgängig zu machen sind.

Also hoffen wir, wenn wir diesem Menschen nochmal unser Vertrauen schenken, dass er uns diesmal nicht enttäuscht. Und gerade weil wir glauben, ihn zu kennen, und weil wir ihn mögen, nehmen wir es viel öfter hin, wenn er unser Vertrauen enttäuscht, als wir es bei einem Menschen tun würden, den wir kaum kennen und nicht sonderlich mögen. Und damit sitzen wir in der Falle.

Bei einem toxischen Elternteil kennen wir Future-Faking seit der Kindheit

Handelt es sich bei diesem Menschen um einen Elternteil, dann kommen natürlich noch Dinge hinzu wie eine lebenslange emotionale Bindung oder familiäre Mythen wie „Blut ist dicker als Wasser“. Es kommen auch Abhängigkeiten dazu oder Pflichtgefühl und familiärer und gesellschaftlicher Druck. Du hast dich im Laufe deines Lebens vielleicht schon daran gewöhnt, dass dein Elternteil seine Versprechen nicht einhält. Dass es nie für dich da ist, wenn du es brauchst. Dass du dich nicht auf diesen Menschen verlassen kannst. Aber diese Gewöhnung bedeutet nicht automatisch, dass du nicht doch noch die Hoffnung hast, dass sich dein Elternteil eines Tages doch noch an seine Zusagen hält. Du ahnst lange Zeit nicht, dass auch ein toxisches Elternteil überhaupt nicht daran denkt, seine Versprechen einzulösen, im Gegenteil. Verspricht es dir z. B., dir nach seinem Tod dein Elternhaus zu vererben, dann wirst du bei der Testamentseröffnung womöglich feststellen, dass das Haus schon seit Jahren jemand anderem gehört.

Noch mal zur Erinnerung: Future-Faking bedeutet, eine Zukunft vorzutäuschen, die es so nie geben wird.

Woran erkennst du aber, ob das Future-Faking, das du erlebst, eine Red Flag, also ein Warnsignal ist?

Wahrscheinlich haben wir alle schon mal eine Zusage gemacht, die wir dann nicht eingehalten haben, oder? Wenn dir jemand vorgeschlagen hat: „Lass uns mal treffen“, hast du vielleicht auch schon mal nur der Höflichkeit halber ja gesagt? Oder weil du diese Person nicht vor anderen Leuten brüskieren wolltest? Oder weil du eine ungute Diskussion vermeiden wolltest? Vielleicht hast du dich auch schon mal vor deinen familiären Pflichten gedrückt, obwohl du erst zugesagt hattest, es dann aber nicht über dich bringen konntest. Oder du hast dich mit anderen zum Essen verabredet und hast kurzfristig abgesagt, weil du kein Geld hattest. Vielleicht hattest du auch schon mal einen Bewerber auf eine Stelle, der sehr vielversprechend schien und dem du eine mögliche Beförderung in Aussicht gestellt hast. Aber die bekam er nie, weil er sich als ziemliche Pfeife erwiesen hat.

Diese Beispiele sind so erst mal kein Future-Faking. Zum Vortäuschen einer Zukunft, die es so nie geben wird, wird das Ganze erst, wenn es wiederholt passiert. Wenn du jahrelang auf deinem Posten hocken bleiben musst, weil deine Vorgesetzte immer neue Ausreden anbringt, warum du momentan nicht befördert werden kannst. Future-Faking ist auch, wenn du schon zum x-ten Mal eine Fortbildung und Verabredungen absagen musstest, weil dein Partner angeblich nun doch keine Zeit für die Kinder hatte. Oder wenn du wieder und wieder Reisen oder andere Pläne absagen musst und womöglich noch alleine auf den Kosten für die Anzahlungen sitzen bleibst, weil deine Begleitung immer wieder aus unterschiedlichen Gründen vorher abspringt. Future-Faking ist es auch, wenn du immer wieder in deinen Hoffnungen enttäuscht wirst, weil dein Partner entweder die versprochene Therapie nie anfängt oder die angefangene Therapie nach einer Sitzung oder zweien wieder abbricht, weil die Therapeutin angeblich keine Ahnung hat.

Das heißt, nicht ein einzelnes versprochenes Treffen, das dann nicht zustande kommt, ist die toxische Form des Future-Fakings. Sondern die Tatsache, dass es wieder und wieder vorkommt, auf vielerlei Weise. Dass dich dieser Mensch über Monate, vielleicht sogar über Jahre hinhält, immer wieder sehr glaubwürdig versichert, es diesmal wirklich zu tun. Oder dass er dich sogar in den schlimmsten Momenten ausnutzt und hängen lässt. Und dass er, wenn du mit deiner Geduld am Ende bist und Konsequenzen androhst, wütend wird, den Spieß umdreht und dir Vorwürfe macht, dich abwertet, beleidigt und demütigt.

Woher weißt du dann, ob das Ganze wirklich toxisch ist?

Also toxisch nicht im Sinne von nervig und anstrengend, sondern bösartig, zermürbend, gefährlich, schädlich oder sogar zerstörerisch. Es gibt mehrere Faktoren, die das Future-Faking, also das Vortäuschen einer Zukunft, die so nie kommen wird, für dich toxisch machen können.

Erstens ist Future-Faking eine Taktik. Dieser Mensch versucht, dich mit Hilfe dieser Taktik zu manipulieren und deine Grenzen zu verschieben. Damit du ihm den größtmöglichen Spielraum gibst, den er haben will, um sein Ding zu machen. Und zwar bitteschön unbehelligt. Dabei behandelt er dich nicht wie einen Menschen auf Augenhöhe, sondern wie ein Objekt, das ausschließlich in seinem Sinn zu funktionieren hat.

Wir müssen natürlich unterscheiden zwischen toxischen Menschen und der einen Freundin, dem einen Freund, die wir wahrscheinlich alle haben, die in ihrem ganzen Leben noch nie pünktlich zu einer Verabredung gekommen sind, weil sie so verschusselt sind. Das ist natürlich nicht per se toxisch. Denn sprichst du diesen Menschen darauf an, wird er wahrscheinlich nach seinen Möglichkeiten versuchen, ab jetzt pünktlich oder zumindest pünktlicher zu sein. Toxische Menschen tun das nicht. Weil das Future-Faking eine Taktik ist, wird dieser Mensch sich nie nachhaltig ändern. Er wird nicht plötzlich anfangen, sich an alle seine Versprechen zu halten.

Die Kosten können für dich enorm hoch sein

Der zweite Faktor, der das Future-Faking toxisch macht, ist, dass die psychischen Kosten für dich enorm hoch sein können. Denn dieser Mensch enttäuscht dich ja mit seinem Verhalten wieder und wieder. Er lässt dich immer wieder im Stich. Er verrät das Vertrauen, das ihr vermeintlich mal hattet, immer und immer wieder. Damit löscht er Schritt für Schritt deine Lebensfreude. Du reibst dich auf und verlierst enorm viel Kraft dabei, ständig bei ihm gegen von vornherein verschlossene Türen anzurennen. Du verlierst jede Hoffnung, dass dieser Mensch sich bessert. Du wirst vielleicht fatalistisch, wo du vorher der personifizierte Optimismus warst. Du verlierst auch das Vertrauen in andere Menschen. Und dann merkst du auch noch sehr bald, dass diesen Menschen das nicht die Bohne kratzt, weil er sich ausschließlich für sich interessiert und dafür, dass du seine Bedürfnisse erfüllst. Und das ist äußerst verletzend.

Der dritte Faktor, der Future-Faking für dich toxisch macht, ist die Tatsache, dass du vielleicht schon sehr viel in diese Beziehung, diese Wohnung, diesen Job usw. investiert hast. Wenn viel Geld auf dem Spiel steht, weil dieser Mensch dir die geliehenen Summen nicht oder nur Bruchteile davon zurückzahlt. Oder ihr habt zusammen ein Haus gekauft, das unbewohnbar ist und saniert werden sollte, aber dieser Mensch rührt keinen Finger. Oder ihr habt eine Firma gegründet, die aufgrund seines Verhaltens immer mehr Schulden macht. Oder du hast andere Aufträge abgesagt, weil dir ein Kunde zahlreiche lukrative Aufträge versprochen hat. Und jetzt kannst du auf die schnelle keinen Ersatz dafür finden, und auf deinem Konto herrscht große Ebbe. Oder du hast extra für diesen Menschen, für diese Wohnung oder für diesen Job einen guten Menschen, eine schöne Wohnung oder eine sichere Stelle verlassen. Oder du hast für diesen Menschen oder diese Gruppe und für die Zukunft, die sie dir vorgetäuscht haben, mit deiner Familie und deinem alten Freundeskreis gebrochen.

Anders als für diesen Menschen können die Kosten also für dich enorm hoch sein. Du hast seinen Zusagen und Versprechen, seinem Future-Faking geglaubt, weil du gar keinen Grund hattest, irgendetwas davon anzuzweifeln. Und jetzt sitzt du fest, weil du weder zurück kannst noch vor. Vielleicht schämst du dich, auf diese Versprechungen so lange reingefallen zu sein (obwohl es absolut nichts gibt, wofür du dich schämen müsstest, wirklich!). Du gibst dir für diese Misere womöglich auch selbst die Schuld (wo du überhaupt keine Schuld hast!). Und du verlierst vielleicht das Vertrauen in andere Menschen für viele, viele Jahre.

All das macht das Future-Faking so toxisch, also bösartig, zermürbend, gefährlich, schädlich und teilweise sogar zerstörerisch. Denn es zerstört Vertrauen, es zerstört Träume und manchmal leider auch Existenzen.


Weiterlesen:

Wie kannst du dich vor Future-Faking schützen? (P)

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