Mit krankem Kind vom toxischen Mann im Stich gelassen: Marlens Geschichte

Marlen war jung, hatte ihr Studium gerade abgeschlossen und sich selbstständig gemacht. Ihr Lebensgefährte Sandro unterstützte sie, wo er konnte. Die Beziehung war nicht perfekt, aber unaufgeregt. Und beide wollten Kinder haben. Doch dann, bei einem Kundenevent, haute Fabian sie vom Hocker. Dies ist Marlens Geschichte.*

„Wir hatten die gleichen Ambitionen“, sagt Marlen, „beide hatten wir uns gerade erst selbstständig gemacht, er schien mir sehr interessant und hatte viele Interessen, die sich mehr mit meinen deckten als Sandros.“ Doch sie lebte in einer festen Beziehung, also lief da erst einmal nichts, außer ein paar unverbindlichen Mails und Telefonaten. Als Marlen Fabian ein halbes Jahr später bei einem weiteren Event des gemeinsamen Kunden wiedertraf, funkte es. „Er hatte das, was mir in der Beziehung mit Sandro gefehlt hat“, sagt Marlen. „Ich habe mich einfach verliebt.“ Sie konnte nicht ahnen, dass sie sich in eine Show verliebte, dass davon hinter der Maske kaum noch etwas übrig war.

Sie zog zu Fabian und war doch ständig allein

Weil Marlen eine Frau mit Prinzipien ist, fing sie auch jetzt noch nichts mit Fabian an. Vielmehr machte sie zuerst Schluss mit Sandro und zog aus der gemeinsamen Wohnung in Braunschweig aus. Dann nahm sie sich allerdings keine eigene Wohnung, sondern zog direkt zu Fabian nach Hamburg. „Braunschweig war nicht die Stadt, in der ich bleiben wollte. In meinen Augen war das jetzt eine willkommene Möglichkeit, aus Braunschweig wegzuziehen. Und Fabian hatte eine große Wohnung in Hamburg, in die ich mit reinpasste.“ Nur ihre Möbel, fand Fabian, hätte sie gerne entsorgen können, denn er hatte die Wohnung mit Möbeln seiner Eltern und Großeltern ausgestattet.

Doch dann war Marlen häufig alleine in dieser großen Wohnung in der fremden Großstadt. Denn Fabian war die Woche über bei seinen Kund:innen. „Ich kannte niemanden in Hamburg und fühlte mich am Anfang ziemlich einsam“, sagt sie. Aber das dauerte nicht lange, denn sie knüpfte neue Kontakte, als sie wieder Volleyball zu spielen begann. Nur der Kontakt mit Fabian hatte sich jetzt schon verändert. „Es war noch o. k.“, sagt Marlen. „Es war zwar nicht mehr so intensiv wie in den ersten zwei, drei Wochen, aber wir telefonierten immer noch zweimal täglich.“ Und ihre Gefühle für ihn waren unverändert. „An den Wochenenden haben wir dann viel unternommen, und das war wirklich schön.“

Mit der Geburt der Tochter änderte sich Fabians Verhalten deutlich

Anderthalb Jahre nach ihrem ersten Kennenlernen heirateten sie, bald danach bekam Marlen eine Tochter. Und mit dieser Tochter änderte sich Fabians Verhalten deutlich. Er hatte Kinder haben wollen, doch die Schwangerschaft interessierte ihn wenig. „Als das Kind auf der Welt war, gefiel es ihm gar nicht, nachts auch mal aufstehen zu müssen und Windeln zu wechseln.“ Beide nahmen Elternzeit, doch während Marlen Eltern gemacht hat, nahm Fabian sich Zeit. Zeit, um zu tun, was er wollte. Nur, wenn sie gemeinsam unterwegs waren, schob er auch mal den Kinderwagen und nahm das Baby auf den Arm. „Es waren ja seine kostbaren Gene“, sagt Marlen. „Ihm ging es nur darum, die weiterzugeben.“ Unsterblich sein – ein Traum vieler toxischer Menschen, weil sie von ihren überlegenen Qualitäten überzeugt sind. Doch dass weit mehr dazugehört als nur der Zeugungsakt, davon wollen viele nichts wissen. Sie glauben, sie haben ihre Schuldigkeit getan. „Fabian dachte wohl wirklich, das Kind würde schon von allein groß.“

Nach Fabians „Eltern-“ Ich-Zeit ging seine Selbstständigkeit baden, und er suchte nach einem Job. Er wollte Führungskraft sein, nicht einfacher Angestellter. Dass er keinen solchen Job fand, lastete er Marlen an: Du unterstützt mich nicht! Ein Vorwurf, den sich viele von toxischer Gewalt Betroffene wieder und wieder anhören müssen. Dabei ist er nichts weiter als Gaslighting Fragezeichen © Toxiversum und Projektion Fragezeichen © Toxiversum, denn wenn jemand ihre Partner:innen nicht unterstützt, dann sind es toxische Menschen. Als Fabian schließlich doch auf einem Posten landete, den er gut genug für sich erachtete, lag der am anderen Ende der Republik, in Passau. Die gemeinsame Tochter war da gerade ein Jahr alt.

Alle Arbeit mit dem kranken Kind blieb an Marlen hängen

Inzwischen war dem Kind nicht nur eine Schädigung der Niere, sondern auch eine Gehörlosigkeit diagnostiziert worden. Es konnte gesprochene Sprache nicht hören und lernte deshalb Gebärdensprache. Anfangs lernte Fabian selbst noch ein paar Gebärden, doch dann verlor er das Interesse. Und er überließ Marlen nicht nur die Kommunikation mit der Tochter, sondern auch weiterhin so gut wie alles, was das Kind anging. Wenn sie seinen Anteil an Haushalt und Familie einforderte, hatte er immer die Ausrede, „arbeiten“ zu müssen. Und wenn es gar nicht anders ging, schob er das Kind zu den Großeltern ab.

Da Marlen in Passau niemanden kannte und kein Netzwerk hatte, das sie und ein Kind mit Nierenproblemen und Hörbehinderung unterstützen konnte, blieb sie erst einmal in Hamburg. „Es hatte ohnehin keine wirkliche Zweierbeziehung mehr gegeben“, sagt Marlen. „Und Fabian hat nie auch nur einmal vorgeschlagen, dass wir uns abwechseln. Die Arbeit musste ich also sowieso selbst machen.“ Sie wusste, würde sie einfach alles stehen und liegen lassen wie ihr Mann, würde das Kind noch mehr darunter leiden. Fabian war das offensichtlich egal, Marlen aber nicht.

Die vereinbarte Rückkehr in den Beruf war Marlen dank Fabian nicht möglich

Die Kosten für die doppelte Wohnung zwangen Marlen aber doch noch zum Umzug. Ihre Tochter wurde in München wegen der Nieren operiert, und Marlen musste sich auch hier um alles alleine kümmern. Eigentlich hatten sie vereinbart, dass Marlen das erste Lebensjahr ihrer Tochter beruflich zurückstecken und danach wieder in ihren Beruf einsteigen würde. Was bedeutet hätte, dass Fabian sich jetzt mehr um das Kind hätte kümmern müssen. „Als mein Jahr um war, machte er keine Anstalten, daran etwas zu ändern“, sagt Marlen. „Er hatte die Vereinbarung nicht vergessen. Aber immer, wenn ich ihn daran erinnert habe, sagte er: Das ist jetzt eben so. Ich hindere dich doch nicht am Arbeiten, du kannst doch jederzeit wieder anfangen!

Jedoch dachte er überhaupt nicht daran, seinen Teil der Vereinbarung einzuhalten – sie war klassisches Future-Faking Fragezeichen © Toxiversum. Es blieb weiterhin alles an Marlen hängen. Zeit für ihre Selbstständigkeit oder neue Kontakte war so gut wie gar nicht da. Selbst wenn sie ein neues Volleyballteam gefunden hätte: Wann hätte sie trainieren sollen? Fabian kümmerte sich ja nicht um das Kind, musste immerzu „arbeiten“, und beider Eltern lebten jetzt viel zu weit weg, um regelmäßig einzuspringen. Marlen probierte eine Zeitlang Babysitter aus, um Zeit für neue Kundschaft zu haben, doch entweder fühlte sich ihre Tochter nicht wohl mit denen oder sie konnten keine Gebärdensprache.

Marlen wollte nicht, dass Fabian seinen Vaterpflichten ganz entkommt

Kaum hatte sich Marlen halbwegs in Passau eingelebt, nahm Fabian einen neuen Job an – in Frankfurt/Oder. Marlen wusste nicht mehr, was sie tun sollte. Sie suchte sich Hilfe bei einem Psychotherapeuten. „Er sagte: Ich sehe keine Chancen für Ihre Ehe“, erinnert sie sich. „Und ich fragte mich, ob ich wirklich noch einmal umziehen wollte oder nicht. Rückblickend hätte ich da schon einen Schlussstrich ziehen können. Aber ich hatte immer noch einen kleinen Rest Hoffnung, dass die Beziehung besser werden könnte.“ Eine Hoffnung, die sehr viele Beziehungen zu toxischen Menschen am Leben erhält. Und die unterstützen das auch fleißig mit Hilfe von intermittierender Verstärkung Fragezeichen © Toxiversum: Sie enthalten ihrem Gegenüber so gut wie alles vor, was es für ein normales Miteinander braucht und was es sich von ihnen wünscht und erhofft. Und ist es kurz vor dem Absprung, werfen sie ihm ein paar lausige Brotkrumen hin. Welche Verhungernden würden da keine Hoffnung schöpfen?

Fabian zog alleine nach Frankfurt, Marlen und ihre Tochter blieben erst einmal in Passau. Dass ihr Vater nicht mehr da war, merkte Marlens Tochter kaum. „Er war ja vorher schon oft nicht dagewesen.“ Außerdem konnte sie ihre Gefühle noch nicht so gut verständlich machen. „Aber ich habe dafür gesorgt, dass wir ihn wenigstens am Wochenende sehen. Er sollte nicht so einfach seinen Vaterpflichten entkommen … auch wenn er die ja nie wirklich wahrgenommen hat.“

Er zeigte das Kind wie ein Schmuckstück herum, aber die Arbeit musste Marlen machen

Das Mädchen hatte noch weniger Lust auf die elend langen Bahnreisen nach Frankfurt als Marlen, doch die versuchte, sie der Kleinen schmackhaft zu machen. Sie unternahmen immer etwas Schönes zusammen (was Marlen hatte planen und vorbereiten müssen). Und manchmal zogen Mutter und Tochter auch alleine los in der fremden Stadt, weil Fabian angeblich arbeiten musste.

So gut wie es eben ging, versuchte Marlen, ihre Konflikte mit Fabian von dem Kind fernzuhalten. Der überschritt seit Jahren eine Grenze nach der anderen, ruhte sich aus und ließ seine Frau schuften, während er das Kind nach außen wie ein Schmuckstück herumzeigte. Und Marlen hatte immer das Nachsehen. Jetzt begann sie langsam, ihre Grenzen zu erkennen und zu ziehen. Manchmal war sie kaum in Frankfurt angekommen, da fuhr sie auch schon wieder weg, weil es einfach nicht mehr anders ging. Auch einmal nach Passau zu fahren, war für Fabian keine Option. „Eine Zugfahrt war unter seiner Würde“, sagt Marlen. Mit dem Auto zu kommen, dazu hatte er keine Lust.

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Marlen strampelte sich ab und musste sich anhören, sie würde nicht genug tun

Fabians Umzug nach Frankfurt/Oder hatte überhaupt einiges bei Marlen ins Rutschen gebracht. „Ich musste mich um alles rund um unsere Tochter kümmern. Fabian machte mit den Jahren immer weniger für sie und für uns. Ich musste Kindergarten, Ärzt:innen, Behörden und Haushalt jonglieren und mir trotzdem immer wieder von ihm anhören, dass ich nicht genug für uns täte.“ Auch das ist typische Projektion Fragezeichen © Toxiversum: Ein toxischer Mensch, der – wie viele toxische Menschen – sehr faul ist und nicht genug für eine Beziehung tut, wirft genau das seinem (in der Regel enorm fleißigen) Gegenüber vor.

Doch weil sie die langen Bahnfahrten nicht mehr stemmen konnte, beschloss Marlen, nun doch nach Frankfurt zu ziehen. Sie hatte inzwischen Kontakte dort geknüpft, ein Volleyballteam gefunden, ihre Tochter konnte zum neuen Schuljahr in eine Frankfurter Schule wechseln und Marlen hatte sogar schon eine Schulbegleitung für sie organisieren können.

Kaum waren sie ein Jahr in Frankfurt, kam die Corona-Pandemie, die für Marlen und ihre Tochter alles nur noch schlimmer machte. „Ohne Corona wäre ich sicher schon nach wenigen Wochen in eine eigene Wohnung gezogen“, sagt Marlen. „Aber unserer Tochter war gerade eine neue Niere transplantiert worden und sie musste deshalb 15 Monate lang in Isolation bleiben.“ Als wäre das nicht schon genug, kündigte Fabian seinen Job kurz nach Beginn des Lockdowns und fand angeblich keinen neuen Job mehr. Und überhaupt, sagte er zu Marlen, jetzt bist du mal dran mit Geldverdienen. Typisches Gaslighting Fragezeichen © Toxiversum, indem er suggeriert, dass sie bislang auf der faulen Haut gelegen und nichts für die Familie getan hätte – obwohl sie sich jahrelang abgestrampelt hatte. „Ich sollte also das Geld für die Familie verdienen, den Haushalt machen, mich um das Kind kümmern und es in dieser Zeit auch noch selbst beschulen“, sagt Marlen, „denn das machte er natürlich auch nicht. Er saß nur in seinem Arbeitszimmer, schloss die Tür ab und machte wer-weiß-was. Dabei hatte ich wirklich gehofft, dass wir hier nochmal mehr Zeit miteinander verbringen.“

Fabian schrie sein Kind an und gab Marlen die Schuld

Kam Fabian einmal aus seiner Bude heraus, gab es immer nur Streit, auch mit seiner Tochter. Er redete auf sie ein, egal ob sie ihn verstehen konnte oder nicht. Doch sie war längst in der Lage, ihm Kontra zu geben – die Zeit des Anhimmelns des Vaters, nur weil er der Vater war, war lange vorbei. Fabian, der der Ansicht war, dass ein Kind seinen Vater anhimmeln muss, steckte eine Niederlage nach der anderen ein. Er schrie das Kind an: Du bist so gemein zu mir! und gab Marlen – auch das typisches Gaslighting – die Schuld: Sie habe das Kind gegen ihn beeinflusst. Wenn sie ihn auf seine mangelnde Kommunikation ansprach, dann war auch das angeblich ihre Schuld: Du bist nicht freundlich genug zu mir!, sagte er dann und hatte sogar die gaslighterische Frechheit, ein Seminar für sie herauszusuchen, das speziell für Frauen war, die ihre Kommunikationsprobleme mit Männern überwinden sollten.

Nach dem Ende der vorgeschriebenen Isolationszeit zog Marlen schließlich aus. Sie hatte eine schöne Wohnung gefunden, hat sie selbst renoviert und genauso eingerichtet, wie es ihr und ihrer Tochter gefällt. Inzwischen ist sie auch von Fabian geschieden, doch Unterhalt zahlt er bis heute nicht. „Er behauptet, ich hätte mündlich auf den Kinderunterhalt verzichtet“, sagt sie, obwohl sie gar nicht darüber entscheiden darf. Aber damit zögert er eine Entscheidung endlos hinaus. Zwar überweist er ihr eine kleine, nicht ausreichende Summe, legt aber weder dar, wofür die sein soll (Kinder-/Trennungs-/Scheidungsunterhalt?), noch legt er sein Einkommen offen, damit der Unterhalt für sein Kind endlich korrekt berechnet werden kann. Marlen musste schon oft deswegen ihre Anwältin konsultieren, doch bis heute passiert da gar nichts. Das System in Deutschland ist so diskriminierend, dass es eher alleinerziehende Frauen in die Armut treibt als säumige Väter zur Verantwortung zu ziehen. Das sollen die Frauen schön alleine machen (weil sie ja sonst nichts zu tun haben?).

Fabian zahlte jahrelang nichts für die Familie

Seine finanziellen Verpflichtungen Marlen und seiner Tochter gegenüber hat Fabian jedoch noch nie ernst genommen. „Wir hatten einen Ehevertrag, der genau vorsah, wie viel wir auf ein Familienkonto einzahlen sollten. Er hat jahrelang nichts eingezahlt, ich habe immer Geld zuschießen müssen“, sagt Marlen. „Und immer, wenn ich etwas deswegen sage, kommt von ihm: Zügele mal deine Wut und deinen Hass mir gegenüber. Aber solche intensiven Gefühle bekommt er gar nicht mehr von mir. Ich bin nur traurig. Vor allem, weil ich meiner Tochter keinen anderen Vater anbieten kann.“

Inzwischen ist Marlen wieder sehr aktiv beim Volleyball und in einer Selbsthilfegruppe für Eltern mit behinderten Kindern. „Da kann ich wirklich etwas erreichen“, sagt sie, und das tut ihr gut, nachdem sich jahrelang in ihrem Leben nichts bewegte, weil sie permanent gegen eine Mauer anreden musste. Sie konnte auch ihre Selbstständigkeit endlich wieder auf ein Teilzeitniveau hochschrauben, was ihr auch gut tut.

Ihre mittlerweile 14-jährige Tochter hat kein Interesse mehr an dem Vater. Sie trifft ihn fast nie. Es gibt auch bis heute keine Umgangsregelung, doch darüber ist Marlen nicht unglücklich. „Es wäre nicht im Sinne meiner Tochter, sie zu zwingen, regelmäßig zu ihrem Vater zu gehen.“ Sie würde sie gehen lassen, wenn das Mädchen es wollte und es eine Regelung gäbe. Sie macht den Vater vor dem Mädchen aber auch nicht schlecht – das ist eins ihrer Prinzipien. Doch sie stellt fest, dass ihre Tochter längst sehr gut selbst entscheiden kann, wer ihr gut tut und wer nicht, wer für sie verlässlich da ist und wer nicht. Und das ist und war nie ihr Vater.

Das Warnsignal war die enorme Anzahl der Probleme

Aus heutiger Sicht weiß Marlen, welche Warnsignale sie all die Jahre nicht sehen konnte. „Vieles an Fabians Verhalten ließ sich auf die äußeren Umstände zurückführen“, sagt sie. „Wenn ich jedes Thema einzeln anschaue, gab es dafür meistens einen äußeren Grund. Aber das dicke Warnsignal war die enorme Anzahl dieser Themen. Auch, dass er seit der Geburt unserer Tochter nicht mehr gesprächsbereit war und nie auf mich zugegangen ist, war ein Warnsignal, das ich damals nicht sehen konnte. Denn ich kann Unterschiedlichkeit akzeptieren, solange es ein bisschen Gegenseitigkeit gibt.“ Dass die Gegenseitigkeit bei Fabian kaum vorhanden war, schob sie jedoch lange darauf, dass sie beide trotz all dem, was sie anfangs scheinbar gemeinsam hatten, recht unterschiedlich waren. Und so drehte sie sich jahrelang im Kreis.

Den letzten Umzug in die eigene Wohnung hat sie keine Sekunde bereut und Fabian genauso wenig vermisst. „Rückblickend denke ich, es war gut, dass ich so lange bei ihm geblieben bin, bis ich absolut keine Hoffnung mehr hatte, dass sich irgendetwas zum Besseren ändert.“ Auf diese Weise ist sie nicht mehr anfällig für ein mögliches Hoovern von Fabian. „Ich genieße es, in meiner eigenen Wohnung zu sein. Und ich lerne, mir ganz bewusst zu machen, was ich selbst möchte, und lasse mir auch Zeit dafür.“ Denn über viele Jahre hat sie ja nur funktionieren müssen – sie selbst, ihre Wünsche und ihre Bedürfnisse waren immer zu kurz gekommen.

„Ja, meine Tochter und ich haben mehr Aufgaben mitbekommen als andere Familien. Aber das ist o. k. Ich tue das aus vollem Herzen und mit voller Kraft. Es ist einfach so schön, sie zu begleiten und zu sehen, wie sie groß wird. Genau so, wie sie ist, ist sie richtig und wunderbar!“


Marlens Tipps für Menschen in toxischen Partnerschaften

  • Nimm dir Zeit, wenn du jemand Neues kennenlernst. Lasse dich nicht so schnell auf eine feste Beziehung und einen Wegzug aus deinem gewohnten Umfeld ein.
  • Bewahre deine alten Kontakte. Und nimm ihre Rückmeldung ernst, wenn sie dich vor jemandem oder vor einem Entschluss warnen.
  • Höre auf dein Bauchgefühl. Es ist eine sehr weise Einrichtung, die uns aber leider an vielen Stellen aberzogen wurde. Dabei haben wir ein gutes Gespür für viele Dinge und sollten uns das auch nicht ausreden lassen.
  • Halte dein eigenes Geld zusammen. Bringe es bei Bedarf in Sicherheit, dorthin, wo der toxische Mensch keinen Zugriff darauf hat.
  • Mache dich von niemandem abhängig, nicht finanziell und nicht emotional. Auch dann nicht, wenn die Beziehung richtig gut läuft.
  • Tue immer etwas für dich selbst, unternimm die Dinge, die du unternehmen willst, und sei fürsorglich zu dir selbst, auch wenn das alles in einer solchen Beziehung leichter gesagt als getan ist.
  • Überprüfe immer wieder deine eigene Situation: Wo stehe ich gerade? Führt mich mein Weg dahin, wo ich hin will? Behalte deinen Weg immer im Auge.
  • Hinterfrage die zentralen Verhaltensmuster dieses Menschen: Es kann zwar sein, dass du tatsächlich mal an etwas selbst schuld bist. Aber du darfst selbstverständlich den Gedanken zulassen, dass die Schuld nicht bei dir liegt (schon gar nicht ständig), sondern bei diesem Menschen.

* Alle Namen und wiedererkennbaren Details von Marlens Geschichte wurden von der Redaktion aus Gründen des Persönlichkeitsschutzes und zu Marlens Sicherheit verändert.


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Bitte beachte: Dieses Portal wird ausschließlich zu Informations- und Bildungszwecken bereitgestellt. Die Informationen geben wieder, was einzelne oder viele Menschen erleben bzw. erlebt haben und was ihnen dabei geholfen hat. Die Informationen sind kein professioneller medizinischer, therapeutischer oder juristischer Rat und sollen diesen auch nicht ersetzen. Professionellen Rat hole dir bitte grundsätzlich an den entsprechenden Stellen, bevor du Informationen dieser Website anwendest. Die Ansichten und Meinungen, die hier wiedergegeben werden, entsprechen nicht notwendigerweise den Ansichten und Meinungen der Toxiversum-Redaktion. Und sie sollen niemanden – keinen Menschen, keine Gruppe, keinen Verein, keine Organisation, keine Institution, kein Unternehmen, keine Kultur und keine Religion – verunglimpfen. Alle Tipps und Hinweise, die du hier liest, wurden zwar von vielen Menschen praxiserprobt. Doch es kann leider niemand garantieren, dass sie dir helfen werden. Man kann außerdem nie die Reaktion toxischer Menschen vorhersehen, wenn sie das neue, ungewohnte oder unerwartete Verhalten einer Person irritiert und wenn sie sich dadurch verletzt oder angegriffen fühlen. Bitte achte deshalb immer zuallererst auf deine Sicherheit und suche dir immer – besonders im Notfall, aber nicht nur – Hilfe! Beachte bitte auch den Disclaimer.