Betroffen von toxischer Gewalt? Hier sind 7 gute Vorsätze fürs neue Jahr

Bist du betroffen von toxischer Gewalt, scheint oft das Wichtigste zu sein, jeden Tag irgendwie zu überstehen, gerade, wenn es auf das Jahresende zugeht. Immer auf Zehenspitzen zu gehen, Weihnachten hinter sich zu bringen – es ist einfach nur anstrengend. Auf gute Vorsätze zu Silvester hat man dann wirklich keine Lust mehr. Dabei gibt es einiges, was Betroffene sich vornehmen können und sollten.

Gerade, wenn jemand es mit einem toxischen Menschen zu tun hat, ist es besonders wichtig, nicht einfach in den Tag hineinzuleben. Der ist zwar auch so schon anstrengend genug. Doch wird nichts besser werden, wenn man einfach weitermacht, als wäre diese Situation normal. Denn normal ist daran gar nichts. Und eine Fassade aufrechtzuerhalten, schadet vielen Betroffenen, also Opfern toxischer Menschen, langfristig. Warum dann nicht einmal ein paar gute Vorsätze für das neue Jahr fassen?

Gute Vorsätze für Betroffene von toxischer Gewalt

Als Betroffene:r von toxischer Gewalt solltest du diese Vorsätze allerdings auf keinen Fall dem toxischen Menschen mitteilen. Denn der wird sofort erkennen, dass sie das Potenzial haben, dich von ihm zu lösen und seine perfiden Pläne zu durchkreuzen. Also wird er sie vor dir und anderen lächerlich machen, sie dir auszureden versuchen oder dich zwingen, von ihnen abzulassen. Dazu solltest du es gar nicht erst kommen lassen.

1. guter Vorsatz: Sanfte Selbstfürsorge zu üben

Nimm dir vor, in Zukunft besonders sanfte Selbstfürsorge dir gegenüber zu üben. Das heißt, dass du dir beispielsweise nach jeder verbalen (oder körperlichen) Attacke durch den toxischen Menschen ganz bewusst etwas Gutes tust. Sei es, dass du ein Bad nimmst oder ins Café gehst und dir ein Stück Torte leistest, einen Spaziergang machst oder ein gutes Buch liest/einen guten Film siehst, Musik hörst oder sonst etwas machst, das dir ein paar Glücksmomente schenkt. Das ist nicht nur besonders wichtig, weil du damit das Negative durch den toxischen Menschen ein kleines bisschen ausbalancieren kannst. Es ist auch Balsam für deine Seele.

2. guter Vorsatz: Sport zu machen

Ja, genau, Sport, der Klassiker unter den Neujahrs-Vorsätzen. Aber für Betroffene besonders wichtig. Mach einen Sport, den du gerne machst, egal, was es ist und was der toxische Mensch (oder andere) davon hält. Doch kommt es dabei gar nicht darauf an, dass du Gewicht verlierst oder dir den Körper antrainierst, den der toxische Mensch von dir verlangt. Im Gegenteil – hierbei geht es nur um dich. Denn, wer es mit einem toxischen Menschen zu tun hat, verliert oft jedes Körpergefühl. Viele Betroffene von toxischer Gewalt können sich auch nur noch durch die Augen des toxischen Menschen sehen, und dieses Bild ist fast immer negativ: zu dick, zu dünn, zu groß, zu klein, zu rund, zu kantig, zu blond, zu dunkel, zu blass, zu braun – es ist ganz egal, wie du aussiehst, toxische Menschen werden deinen Körper häufig kritisieren. Dadurch verlieren Betroffene im Lauf der Zeit einen guten Bezug zu ihrem Körper. Umso wichtiger also, dass du dich viel und ganz bewusst bewegst, um dir langsam wieder ein Gefühl für deinen Körper zu schaffen. Um wieder zu dir selbst kommen und dich gut fühlen zu können.

3. guter Vorsatz: Geduld mit dir selbst zu haben

Nimm dir auch vor, geduldiger mit dir selbst zu sein. Gerade, wer toxische Gewalt erfährt, wird das Narrativ des toxischen Menschen übernehmen und sich selbst gaslighten Fragezeichen © Toxiversum. Deshalb, aufgrund der Traumabindung Fragezeichen © Toxiversum und aus anderen Gründen, wirst du Dinge, Veränderungen und neue Pläne vielleicht nicht so schnell umsetzen können, wie du es gerne hättest. Bis du beispielsweise Grenzen richtig gut setzen kannst oder den Mut hast, aus der toxischen Beziehung auszubrechen, kann es dauern. Das ist ganz normal, aber oft ziemlich schwer zu ertragen. Vor allem, weil es vielleicht bedeutet, dass du nach einer Trennung trotzdem wieder Kontakt zu dem toxischen Menschen suchst oder immer wieder das tust, was er von dir verlangt, obwohl du es nicht willst. Deshalb ist der Vorsatz, mehr Geduld mit dir selbst zu haben, ebenfalls sehr wichtig.

4. guter Vorsatz: Alles zu dokumentieren

Ein Vorhaben für das neue Jahr könnte auch sein, dass du ab sofort alles dokumentierst, was der toxische Mensch dir antut, was er zu dir sagt, was er zusagt und nicht einhält usw. Auch wenn es dir vielleicht übertrieben vorkommt, hat das Dokumentieren zwei sehr wichtige Gründe. Zum einen hast du durch die Dokumentation Nachweise über das, was passiert. Du kannst im Zweifel belegen, wie wirr der Wortsalat Fragezeichen © Toxiversum des toxischen Menschen ist, welchen Mindfuck Fragezeichen © Toxiversum er Tag für Tag betreibt, aber vor allem auch, wie alltäglich die emotionale, seelische und körperliche Gewalt in eurer Beziehung ist. Zum anderen hast du diese Belege dann auch für dich selbst. Und zwar in dem Moment, in dem du dich selbst gaslightest Fragezeichen © Toxiversum und glaubst, dass du dir das alles vielleicht doch nur eingebildet hast, dass es doch alles gar nicht so schlimm war. Genau dann kannst du dir mit deinen Aufzeichnungen beweisen, dass es sehr wohl so schlimm oder vielleicht sogar noch viel schlimmer war, als du es jetzt in Erinnerung hast. Das kann dir, insbesondere nach einer Trennung, eine große Hilfe sein, zum Beispiel, wenn der toxische Mensch versucht, dich zurückzugewinnen.

5. guter Vorsatz: Konsequent Grenzen zu setzen

Nimm dir auch vor, im neuen Jahr deine Grenzen klarer und konsequenter zu setzen. Nein heißt nein und ist auch von einem toxischen Menschen zu akzeptieren. Je besser du darin wirst, deine Grenzen zu setzen, desto mehr Raum wird dir zum Atmen in dieser Beziehung bleiben. Und desto besser wirst du auch in Zukunft darin sein, toxische Menschen frühzeitig zu erkennen und sie nicht mehr in dein Leben zu lassen.

6. guter Vorsatz: Dir ein Hobby zu suchen

Nimm dir vor, dir eine Tätigkeit jenseits der toxischen Beziehung zu suchen. Ob du in der Volkshochschule Malen lernst, dich im Naturschutzverein um Fledermäuse kümmerst oder im Repair-Café lernst, wie man Elektrogeräte selbst repariert: Wichtig ist, dass du dich mit anderen (neuen) Menschen triffst, neue Dinge jenseits der toxischen Beziehung lernst und die Möglichkeit hast, regelmäßig eine kleine Auszeit von der toxischen Beziehung zu bekommen. Denn bist du unter anderen Leuten, die nichts mit der toxischen Beziehung zu tun haben, dann kannst du auch mal den ständigen Gedankenkreislauf abschalten, in dem du wahrscheinlich steckst. Du kannst dich dann zumindest ein, zwei Stunden pro Woche mal auf etwas völlig anderes konzentrieren. Das kann auf dich wie ein kleiner, erholsamer Urlaub mitten im Alltag wirken.

7. guter Vorsatz: Deinen Ausstieg zu planen

Befindest du dich noch in einer toxischen Beziehung, erlebst du noch toxische bzw. häusliche Gewalt, dann ist das neue Jahr vielleicht der beste Zeitpunkt, um anzufangen, Pläne für deinen Ausstieg zu schmieden. Sichere Kopien all deiner wichtigsten Dokumente, lass das, was nötig ist, beglaubigen, und hab immer eine gepackte Notfalltasche bei einer Person, der du 100 prozentig vertraust. Lagere dort auch deine (beglaubigten) Dokumente (oder woanders, Hauptsache, der toxische Mensch hat darauf keinerlei Zugriffsmöglichkeit). Und dann finde heraus, welche Möglichkeiten du hast, aus dieser Beziehung auszusteigen, ohne weiter zu Schaden zu kommen.

Was sollen dir solche Vorsätze nützen?

Sieben Vorsätze fürs neue Jahr, die vielleicht nach sehr wenig, vielleicht nach viel Arbeit oder vielleicht auch etwas beängstigend klingen. Doch sind das Vorsätze, die dir gut tun können, wenn du sie nach und nach umsetzen kannst. Denn es sind die kleinen Schritte, die dich voranbringen können. Und sie können dafür sorgen, dass du dir dein Leben wieder zurückholen kannst. Dass du bald so frei wie nur möglich von dem toxischen Menschen sein und dir eine Zukunft aufbauen kannst, in der die Worte Glück, Freiheit und Selbstbestimmung endlich kein Fremdworte mehr sind.

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