Toxischer Mensch: Solltest du tun, was er verlangt?

Ein toxischer Mensch wird von seinem Opfer manchmal Dinge verlangen, die es noch nie getan hat und eigentlich auch gar nicht tun möchte. Zunächst in kleinen Dosen, dann immer öfter, bis es schließlich grauenhafter Alltag für das Opfer wird. Solltest du aber wirklich tun, was er verlangt, oder es verweigern?

Bei diesem Verhalten handelt es sich um eine toxische Methode. Die setzen toxische Menschen schon gleich am Anfang, in der Phase des Love-Bombings Fragezeichen © Toxiversum, ein. In dieser ersten Zeit tun sie so, als sei das alles ein Spiel, ein Abenteuer, etwas Aufregendes, das euch beide verbindet und enger zusammenbringt. Sie stellen es als harmlosen Spaß dar.

Habt ihr es bereits eine Zeitlang miteinander zu tun, dann beginnen sie, den Druck zu erhöhen. Und zwar mit Aussagen wie: „Ich dachte, du liebst mich“ oder „Magst du den Job nicht mehr? Du wolltest ihn doch haben, und jetzt kneifst du?“ Sie lassen diese zunächst weniger nach Druck klingen als spielerisch und herausfordernd. Doch es dauert nicht lange, bis sich der Ton ändert.

Was für Dinge verlangt ein toxischer Mensch?

Die Dinge, die ein toxischer Mensch von seinem Opfer verlangt, hängen von der Art der Beziehung ab, die ihr habt. Doch es sind immer Dinge, die über die Grenzen des Opfers hinausgehen. Dinge, die es noch nie getan hat. Die es nie tun wollte. Die es vielleicht höchstens aus den Medien kennt. Die einige wenige andere tun, die aber kein normales, gesellschaftlich breit akzeptiertes Handeln darstellen.

In einer Liebesbeziehung bzw. Ehe sind das oft sexuelle Praktiken, die meist mit emotionaler oder körperlicher Gewalt zu tun haben. Dabei handelt es sich in der Regel aber nicht um Praktiken, die den gängigen Regeln unterworfen sind – sie haben nur nach den Regeln des toxischen Menschen zu funktionieren. Ob es ein „flotter Dreier“ sein soll oder SM-Praktiken ohne Safeword (ein Safeword ist ein Codewort, mit dem eine Person anzeigt, dass sie sofort aufhören will, und das die andere Person sofort akzeptiert und aufhört – womit ein toxischer Mensch eher nicht einverstanden wäre, da er alles bestimmen will).

Im beruflichen Kontext handelt es sich teilweise um Gesetzesverstöße, die der toxische Mensch meist mündlich verlangt (damit es keine Dokumente gibt, die ihn belasten könnten). Und selbstverständlich delegiert er sie, damit er sich die Finger nicht schmutzig machen muss. Vielleicht verlangt er dass du Informationen (illegal) beschaffst, mit denen er einen Rivalen aus dem Rennen kegeln kann. Oder er überredet dich, Arbeitslosengeld zu beantragen, während du immer noch in Vollzeit bei ihm arbeitest, und er zahlt dir nur noch die Differenz zu deinem bisherigen Gehalt. Egal, was es ist, es ist oft etwas, das dir schaden kann, wenn du es tust.

Doch nicht immer sind es schwerwiegende Dinge, die er verlangt. Es können auch Dinge sein, bei denen du am Anfang denkst: „Ach, ich will mal nicht so sein“ und sie ihm deshalb durchgehen lässt. Das kann der Nachbar sein, dessen laute Musik dich bis in die frühen Morgenstunden nicht schlafen lässt. Oder die Kollegin, die auf deinem Parkplatz steht. Oder der Vereinsbruder, der die Planung der Weihnachtsfeier an sich gerissen hat, nachdem du sie eigentlich immer (sehr erfolgreich) geplant hast. Oder jemand aus deiner Familie, die oder der dir etwas über ein anderes Familienmitglied erzählt, von dir aber absolute Verschwiegenheit dazu fordert.

Hast du einmal nachgegeben, wird der toxische Mensch die nächsten Male immer ein bisschen mehr von dir verlangen. Und er wird den Druck auf dich immer weiter steigern, dich einschüchtern und dazu zwingen wollen.

Warum verlangt ein toxischer Mensch so etwas von dir?

Toxische Menschen haben immer Gründe für dieses Verhalten. Dazu gehört nie „na ja, der kann halt nicht anders“ oder „das ist doch nicht so schlimm“, auch wenn sie selbst und ihre Fanclubs Fragezeichen © Toxiversum das gerne behaupten.

Toxische Kontrolle

Einer der Gründe ist Kontrolle: Toxische Menschen wollen alles unter Kontrolle haben, insbesondere und an erster Stelle ihre Opfer. Die haben zu gehorchen und zu funktionieren. Hat ein toxischer Mensch es geschafft, deine Grenzen zu verschieben, hast du also etwas getan, was du nie vorher getan hast oder nie tun wolltest, dann weiß er, dass du gehorchst und funktionierst. Alles läuft also nach seinem Plan und/oder seinen Wünschen. Und er weiß, dass er wieder und wieder von dir wird verlangen können, über deine Grenzen hinauszugehen, selbst wenn du das absolut nicht willst. Du hast es ja schon einmal getan.

Toxische Macht

Ein weiterer Grund ist Macht: Toxische Menschen haben gerne nicht nur die Kontrolle über alles, sondern auch die Macht. Mit jeder neuen Grenzverschiebung gewinnt ein toxischer Mensch mehr Macht über dich. Denn gibst du einmal in einer unangenehmen, heiklen oder sogar illegalen oder schmerzhaften Sache nach, lässt du ihm einmal so etwas durchgehen, dann hat er genau das gegen dich in der Hand. Und er hat damit die Möglichkeit, dich früher oder später damit zu erpressen, wenn du mal nicht mehr gehorchen und funktionieren willst. Das kann beispielsweise durch kompromittierende Fotos oder Videos bei Sexualpraktiken sein oder durch Nachweise darüber, dass du die Person warst, die den Gesetzesverstoß begangen hast, nicht er.

Toxische Gier

Und schließlich tun toxische Menschen so etwas auch aus Gier: Ein toxischer Mensch ist nie zufrieden mit dem, was er hat. Und er langweilt sich sehr schnell. Es muss immer mehr sein. Mehr Anerkennung, mehr Macht, mehr Einfluss, mehr Geld. Hast du einmal zugelassen, dass er deine Grenzen verschiebt, dann wird das bald nicht mehr genug sein, es wird schal, und er will mehr. Er wird deshalb auch mehr von dir fordern, immer mehr und mehr und mehr. Es hört nie auf. Während er selbst nie bereit ist, seine eigenen Grenzen zu verschieben (aber natürlich das genaue Gegenteil behauptet).

Was also solltest du tun – trotzdem nachgeben oder deine Grenzen wahren?

Du siehst also, dass ein einmaliges Nachgeben bei einer bestimmten Sache, die ein toxischer Mensch von dir fordert, ihm nicht ausreichen wird. Er wird mehr von dir wollen, deine Grenzen immer weiter verschieben und den Druck auf dich immer weiter erhöhen. Ein „das war eine einmalige Sache“ wird er nicht akzeptieren.

Im Umgang mit toxischen Menschen ist es grundsätzlich wichtig, dass du deine Grenzen kennst. Mach dir klar, was du willst und was nicht. Welche Werte hast du, die für dich absolut nicht zur Diskussion stehen? Was kommt um keinen Preis für dich infrage? Je klarer du dir über diese Dinge bist, desto leichter kann es dir fallen, dem toxischen Menschen in diesen Dingen nicht nachzugeben.

Halte dir immer vor Augen, dass der toxische Mensch nach den Grenzverschiebungen Dinge über dich wissen wird, von denen du nicht willst, dass sie jemand anderes erfährt. Dass der toxische Mensch sie aber ohne Skrupel, ohne Gewissensbisse gegen dich nutzen wird, wenn ihm das nützen oder er dir damit schaden kann.

Aus diesen Gründen raten Fachleute: Sage nach Möglichkeit gleich beim ersten Mal nein. Lehne ab, dass der toxische Mensch deine Grenzen verschiebt, wenn dir dabei irgendwie (auch nur ansatzweise) unwohl zumute ist oder du auch nur ein ganz leises, komisches Gefühl dabei hast. Es mag sich – gerade in der Zeit des Love-Bombings – alles recht harmlos und spaßig anhören. Aber mit einem toxischen Menschen ist meistens genau gar nichts harmlos und spaßig.

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