Wenn Kinder den Kontakt zu den Eltern abbrechen

Immer wieder erscheinen Artikel dazu, wie es ist, wenn Kinder den Kontakt zu den Eltern abbrechen. Die Eltern kommen darin ausführlich zu Wort, und Psychotherapeut:innen erläutern ihre Sicht auf das Thema. Doch zwei Dinge fehlen dabei so gut wie immer: die Sicht der Kinder und die Tatsache, dass sehr viele dieser Eltern toxisch sind.

Wenn Kinder den Kontakt zu den Eltern abbrechen, dann tun sie dies so gut wie nie aus einer Laune heraus oder aus dem Nichts. Dieser Schritt kündigt sich in aller Regel über viele Jahre an. Er ist meist mit großen Schuldgefühlen der Kinder verbunden, mit Verunsicherung, Hilflosigkeit, Ängsten und Sorgen. Erst recht dann, wenn die Eltern krank oder betagt sind oder man ein normal-empathisches, aber enabelndes Elternteil Fragezeichen © Toxiversum mit dem toxischen alleine lässt.

Doch ist der Kontaktabbruch für sehr viele Kinder toxischer Eltern oft der einzige Schritt, um überleben zu können. Um ein seelisch und körperlich gesünderes Leben leben zu können. Und ein Leben, das ihnen entspricht und sich nicht ausschließlich an den Wünschen, dem Druck, den Nötigungen und der Gewalt durch die toxischen Eltern ausrichten muss. Zu dieser Gewalt zählt alles, was wir unter häuslicher Gewalt verstehen und noch einiges mehr.

Wenn Kinder den Kontakt zu den Eltern abbrechen, hat das eine sehr lange Vorgeschichte

Die emotionale, seelische und körperliche Vernachlässigung, die Manipulationen und die Gewalt toxischer Eltern gegenüber ihren Kindern beginnt oft schon ab dem Augenblick, in dem sie erfahren, dass sie ein Kind bekommen. Toxische Eltern bauen keinerlei emotionale Verbindung zu ihren Kindern auf. Die Kinder sind vielfach da schon Nutzobjekt. Toxische Eltern nehmen oft keinerlei Rücksicht darauf, dass sie das heranwachsende Wesen schädigen könnten. Nach der Geburt zeigen sie das Kind vielleicht anfangs noch stolz überall herum, sind aber hinter verschlossenen Türen das genaue Gegenteil von stolz, nämlich ultragenervt von allem, was das Kind tut oder benötigt. Und das ist – naturgemäß – viel.

Kinder toxischer Eltern werden meist vom ersten Moment an gegängelt. Sie lernen nie, freie Entscheidungen zu treffen, sondern müssen aus jenen Dingen wählen, die die Eltern ihnen vorschlagen (wenn die ihnen überhaupt je eine Wahl lassen). Ob das Wahlfächer in der Schule sind, Freundschaften, Hobbys, Bücher, Musik, Sport, Ausbildung/Studium, Beruf, Partnerschaften – bei so gut wie allem reden die ihnen rein. Oder sie nötigen oder zwingen die Kinder tatsächlich dazu, exakt das zu tun, was die Eltern wollen. Und sie machen die Kinder zu ihren Handlangern: Hol mir dies. Bring mir das. Eine Weigerung des Kindes nehmen sie meist zum Anlass, es zu bestrafen.

Kinder toxischer Eltern werden darauf konditioniert, zu funktionieren

Kinder toxischer Eltern haben auch darüber hinaus zu funktionieren. Sie haben den Vorstellungen der Eltern zu entsprechen, und wenn sie das nicht schaffen, dann sind sie permanenter Kritik und Druck ausgesetzt. Ihr Selbstwertgefühl ist von Anfang an im Keller. Sie werden darauf konditioniert, das absolute Minimum an Selbstwert ausschließlich dadurch zu erreichen, dass die toxischen Eltern ausnahmsweise mal zufrieden mit ihnen sind.

Diese Kinder lernen nie, wer sie selbst wirklich sind. Ihre wahre Natur müssen sie unterdrücken, ihre Persönlichkeit dürfen sie nicht entwickeln, sondern müssen sie durch das ersetzen, was die toxischen Eltern von ihnen erwarten. Sie lernen keine Selbstregulation, da jede Form der Regulation durch die Eltern geschieht. Und sie lernen nie, Mitgefühl für sich selbst zu entwickeln – im Gegenteil, ihnen wird von Anfang an beigebracht, das sie das alles gar nicht verdient haben.

Tun sie nicht, was die Eltern wünschen, oder können sie es nicht tun, interessiert die Eltern nicht, welche Gründe es dafür gibt. Sie bestrafen ihre Kinder stattdessen auf vielerlei Weise. Sie beschimpfen und verhöhnen die Kinder z. B. für ihr vermeintliches Versagen. Sie setzen das, was die Kinder lieben, als Druckmittel und Waffe ein. Sie isolieren sie von ihren Freund:innen. Sie geben ihnen weniger zu essen oder zwingen sie dazu, weit über ihren natürlichen Fülle-Instinkt hinaus zu essen. Nehmen die Kinder dann zu, werden sie deshalb von den Eltern kritisiert und gedemütigt. Solche Eltern enthalten ihnen teilweise selbst notwendige Dinge wie Schuhe in der passenden Größe oder medizinische Behandlungen vor. Sie verunstalten sie durch Frisuren oder Kleidung, damit sie den Eltern keine Konkurrenz machen können und draußen ausgelacht werden.

Kinder toxischer Eltern müssen immer auf der Hut sein

Die Eltern bestrafen sie mit Schweigen, manchmal sogar tage-, wochen-, monate- oder jahrelang. Sie entziehen ihnen jede Form der Unterstützung, auch und vor allem die finanzielle. Sie hetzen andere (häufig z. B. die Geschwister oder andere Personen, die ihnen nahestehen, auch das andere Elternteil) gegen sie auf. Oder die Eltern werden körperlich gewalttätig – was für sehr viele Kinder weit weniger schlimm und folgenreich ist als die emotionale und seelische Gewalt.

Toxische Eltern fördern ihre Scham und ihre Ängste, weil diese Kinder leichter zu steuern und zu kontrollieren sind und weil es den Eltern noch mehr Macht über die Kinder gibt. Diese Kinder werden nie wirklich aufgefangen und lernen nie die selbstverständliche Sicherheit kennen, die viele andere Kinder von Geburt an erfahren.

Stattdessen sind sie ständig auf der Hut vor den Launen der toxischen Eltern und lernen, immer erst zu prüfen, wie die Lage ist, bevor sie es sogar wagen, um wirklich Notwendiges oder Hilfe zu bitten. Viele dieser Kinder sind für den Rest ihres Lebens in einem Status extremer Wachsamkeit und enormen internalisierten Drucks gefangen und lernen nie, zur Ruhe zu kommen.

Und wo ist das andere Elternteil bei all dem?

Vielleicht fragst du dich, wo denn bei all dem das andere Elternteil ist, dass mäßigend wirken könnte oder die Kinder vor dem toxischen Elternteil schützen könnte (wie es eigentlich seine Pflicht wäre). Leider sind diese Elternteile entweder nicht anwesend oder bewusste oder unbewusste Enabler:innen Fragezeichen © Toxiversum.

Sie lassen diese Gewalt zu und quälen die Kinder immer wieder mit Sätzen wie: „Du hast es dir doch selbst zuzuschreiben, was gibst du auch Widerworte?“, „Sei nicht so empfindlich, du weißt doch wie er:sie ist.“, „Reg dich nicht immer so auf, du änderst es eh nicht.“ oder „Stell dich nicht so an, ich habe viel Schlimmeres erlebt. Dagegen ist das hier purer Luxus.“ Damit nötigen sie die Kinder zu unterwerfendem Verhalten und zur Aufgabe ihrer Persönlichkeit und ihres Willens.

Enabler:innen können mindestens genauso schlimm sein wie toxische Menschen

Und sie fördern die Gewalt dadurch nicht nur, sie überlassen die eigentlich schutzbedürftigen Kinder auch einem für viele, viele Jahre unausweichlichen Schicksal. Viele Expert:innen sind der Ansicht, diese Form der Flucht aus der eigenen Verantwortung sei nicht dadurch zu entschuldigen, dass diese Menschen z. B. selbst Gewalt durch das toxische Elternteil erleben. Und das Verhalten des anderen Elternteils könne mindestens genauso schlimm und schädlich für die Kinder sein wie die primäre Gewalt durch das toxische Elternteil.

Wer in einem solchen Umfeld aufwächst, lernt nie die tatsächlichen eigenen Grenzen kennen, da die instinktiven täglich überschritten werden und beide Eltern immer wieder zeigen, dass das völlig normal und in Ordnung ist. Dass es sogar Nachteile bringt, sollte man doch einmal dagegen aufbegehren. Und dass absolut nichts gegen all die Gewalt hilft. Diese Kinder lernen, dass ihre Bedürfnisse nicht zählen und dass sie insgesamt ein Problem und eine große Last sind. Sie bekommen nur dann Bestätigung und Anerkennung von den toxischen Eltern, wenn sie tun, was die fordern. Und sie lernen, dass auch Liebe nur eine Transaktion ist: Tust du XYZ, dann habe ich dich lieb. Sonst nicht.

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Ein toxisches Elternhaus bildet oft die Basis für lebenslang toxische Beziehungen

All das sind erlernte Muster, die sie in ihr Erwachsenenleben mitnehmen. Erst wenn sie es nach all dem irgendwie schaffen können, einige gesunde Beziehungen aufzubauen, lernen sie, dass sie wertvoll sind, so wie sie sind. Dass sie Respekt verdienen, weil sie Menschen sind. Dass das Leben auch für sie anders sein kann. Dass es nicht nur aus Gewalt und Unterwerfung oder Gegenwehr bestehen muss. Dass Beziehungen sogar meistens ganz anders sind. Dass es auch gute Menschen gibt, die für sie da sind, die sie akzeptieren, wie sie sind, die sie bedingungslos lieben und ihnen ganz ohne Gegenforderung helfen. Auch wenn sie all das sehr lange nicht glauben können – schließlich haben sie ihr Leben lang etwas ganz anderes lernen müssen.

Auch darum kann sie dieses Basiswissen nicht davor bewahren, als Erwachsene zahlreiche toxische Beziehungen jeder Art einzugehen. Denn bei der Wahl unserer Freund:innen und Partner:innen greifen wir oft auf genau die Muster zurück, die wir im Elternhaus gelernt haben: hier also die Muster der toxischen Gewalt. Denn die sind für Kinder toxischer Eltern Normalität und die einzige Sicherheit, die sie kennen. So kommt es, dass sehr viele Kinder toxischer Eltern erst nach unzähligen toxischen Freundschaften, Partnerschaften, Arbeitsplätzen usw., viele sogar erst als Erwachsene in fortgeschrittenem Alter, erkennen können, dass ihr Leben, während sie es nach den Vorstellungen der toxischen Eltern lebten, an ihnen vorbeigezogen ist. Dass sie weiterhin Gewalt durch diese Eltern erleben, weiterhin gegängelt und unterdrückt werden, weiterhin ihre Potenziale nicht ausleben können und sich weiterhin für alles, was sie tun, rechtfertigen müssen. Und dass sie sich auch als Erwachsene für alles, was ihnen lieb und wichtig ist, kritisieren, beschimpfen, abwerten und verhöhnen lassen müssen.

Ist es da wirklich ein Wunder, dass Kinder den Kontakt zu solchen Eltern abbrechen?

Wen wundert es ernsthaft nach all dem, dass Kinder irgendwann genug von den toxischen Eltern haben und den Kontakt abbrechen? Dass sie endlich gelernt haben, dass eigene Grenzen zu setzen sehr, sehr heilsam, wohltuend und befreiend für sie sein kann? Dass sie sich im Erwachsenenalter endlich das holen wollen, was ihnen schon von Geburt an zustand und was Kinder nicht-toxischer Eltern für selbstverständlich halten konnten: ihr eigenes, freies Leben und gesunde, empathische Beziehungen?

Es ist viel verwunderlicher – und, ehrlich gesagt, erschreckender – dass so viele Kinder den Kontakt nicht abbrechen. Dass sie sich über Jahrzehnte dieser Gewalt aussetzen müssen, weil sie so stark indoktriniert wurden, dass sie die Gewalt oftmals gar nicht als solche wahrnehmen können. Dass sie sich jahrzehntelang für diese Eltern aufreiben, ohne je wirklich als Mensch geliebt und geschätzt zu werden, und um sich auch in hohem Alter ständig kritisieren, beschimpfen, verhöhnen und demütigen lassen zu müssen.

Wenn du jetzt denkst, so viele Eltern seien doch gar nicht toxisch, das hättest du doch bestimmt schon gehört, dann solltest du wissen, dass Expert:innen schätzen, dass etwas jeder 6. Mensch toxisch ist. Du kennst sehr viel mehr von ihnen als du glaubst. Und du kennst sehr viel mehr Kinder toxischer Eltern als du glaubst. Das Problem ist nur, dass dieses Thema noch nicht vielen bekannt ist. Erst recht nicht, weil es so viele Artikel gibt, in denen nur Eltern und uninformierte (oder toxische) Therapeut:innen zu Wort kommen.

Toxische Eltern wissen es besser, doch sie interessieren sich nur für sich selbst

Die einzigen, die all das – abgesehen von den Psychotherapeut:innen – besser wissen müssten, sich dann aber in diesen Artikeln „verwundert“ und „zutiefst verletzt“ zeigen, sind die toxischen Eltern. Sie wissen es besser, doch sie interessieren sich ausschließlich für sich selbst und für das, was sie wollen. Deshalb stellen sie sich selbst – auch in den Medien – gerne als die vermeintlich „eigentlichen Opfer“ dar. Sie behaupten, den Kontaktabbruch „absolut nicht verstehen“ zu können, weil sie doch „alles für dieses Kind getan“ hätten. Sie geben an, sich von den Kindern „verlassen“ zu fühlen, wenn sie selbst doch diejenigen sind, die nie für ihre Kinder da waren. Sie finden es in schönster Projektion Fragezeichen © Toxiversum „unfair“ von den Kindern, „egoistisch“ und „gefühlskalt“, wenn in Wirklichkeit sie selbst all dies waren und sind.

Und dann manipulieren sie auch noch andere dazu, diese Kinder, die einfach nur überleben und ein ganz normales, freies, zufriedenes Leben in Eigenregie führen wollen, „undankbar“ zu nennen. Manche dieser Eltern nehmen den Kontaktabbruch nicht hin und versuchen alles, um die Kinder wieder zur Kontaktaufnahme zu bewegen. Manche stalken sie regelrecht und bombardieren sie mit Anrufen und Nachrichten. Andere bringen ihre Flying Monkeys Fragezeichen © Toxiversum dazu, die Kinder zu kontaktieren und an deren Mitgefühl zu appellieren. Einige sind sich nicht einmal zu schade dazu, schlimme Krankheiten, den Tod eines nahestehenden Menschen oder Job- oder Wohnungsverlust zu erfinden, um die Kinder zum Kontakterhalt zu nötigen.

Toxische Eltern leiden unter dem Kontaktabbruch – aber oft aus anderen Gründen als wir denken

Warum behaupten diese Eltern all diesen Quatsch? Sie wissen schließlich in der Regel sehr genau, was sie getan haben und wo sie versagt haben. Doch toxischen Menschen ist meistens jedes Mittel recht, um sich als die besseren Menschen darzustellen und ihren Willen zu bekommen – frei nach dem toxischen Spruch: „Im Krieg und in der Liebe ist alles erlaubt.“* Auch toxische Menschen stellen sich an die erste Stelle, immer.

Viele von ihnen leiden in der Tat darunter, dass ihre Kinder den Kontakt abbrechen – warum? Zum einen empfinden viele die Funkstille als Gesichtsverlust, an dem ihre Kinder schuld sind, nicht sie selbst. Zum anderen fehlt der Mehrheit, den narzisstischen unter ihnen, das sogenannte narzisstische Futter: die Aufmerksamkeit, die Dankbarkeit, das automatische Gehorchen der Kinder und die Möglichkeit, sie weiterhin zu manipulieren und zu kontrollieren. Und nicht zuletzt sind toxische Eltern in der Regel nichts weiter als sehr gefährliche spätpubertäre Kleinkinder in der Trotzphase: Sie können es nicht ertragen, wenn sie ihren Willen nicht bekommen und tun fast alles dafür, um ihn doch noch zu bekommen.

* „Alles erlaubt“ bedeutet natürlich, wie jedes Opfer toxischer Menschen weiß, nichts anderes als einen Freibrief für jede Form der Gewalt, die jemand nur ausüben will, um den eigenen Willen durchzusetzen, andere zu kontrollieren und Macht über sie zu haben.

Wenn sich Therapeut:innen über den Kontaktabbruch von Kindern toxischer Eltern äußern

All das können wir in den Medien so gut wie nie lesen, hören oder sehen. Stattdessen ziehen Therapeut:innen, die sich eigentlich hervorragend mit diesen Persönlichkeitsmustern auskennen müssten, häufig die üblichen Entschuldigungen für das toxische Verhalten an den Haaren herbei: die „schwierige Kindheit“, das „schwierige Leben“, den Stress im Job oder die Arbeitslosigkeit, neue Partner:innen der Kinder, die sie angeblich negativ beeinflussen würden, Krankheiten und Süchte, „zu viel Liebe“ (ausgerechnet!) und Ähnliches, das vielleicht auf normale Eltern zutreffen mag, aber niemals auf toxische Eltern.

Darüber hinaus beschämen sie die Kinder, die den Kontakt abgebrochen haben, auch noch. Behaupten, die würden es sich (zu) leicht machen, Problemen ausweichen und ihre Eltern hängen lassen. Sie unterstellen ihnen eine bewusste „Opferrolle“ und ein „Nicht-Erwachsen-Werden-Wollen“. Manche behaupten sogar, die (erwachsenen) Kinder würden sich die toxischen Eltern selbst erschaffen. Und sie raten Kindern und Eltern zu Gesprächen, zu Mediation, zu einem Zurückfinden zueinander.

Kinder haben jedes Recht, den Kontakt zu ihren toxischen Eltern abzubrechen

Dass sie die Kinder damit vom Himmel zurück in die Hölle schicken, scheint sehr vielen – selbst sehr berufserfahrenen – Psychotherapeut:innen und -analytiker:innen entweder nicht bekannt oder ganz egal zu sein. Hast du es mit einer solchen „Fach“-Person zu tun, dann kannst du gesichert davon ausgehen, dass sie entweder keine Ahnung von toxischer Gewalt haben und sie deshalb verharmlosen und beschönigen. Oder dass sie selbst toxisch sind. Beides ist absolutes Gift, nicht nur für Kinder toxischer Eltern und ihre seelische und emotionale Gesundheit, sondern auch für unsere Gesellschaft.

Denn ein paar Dinge sollten auch den schlechtesten Therapeut:innen klar und bewusst sein:

  1. Es gibt niemals eine Entschuldigung für elterliche Gewalt den Kindern gegenüber.
  2. Kinder müssen niemals Verständnis für die Gewalt ihrer Eltern gegen sie aufbringen.
  3. Gewalt von Eltern gegenüber Kindern hat sehr viele Gesichter. Wir alle haben die Pflicht, den Kindern den Wortschatz dafür zu geben, über jede Form dieser Gewalt reden zu können.
  4. Es ist das Recht jedes Kindes, auch den Eltern klare Grenzen zu setzen.
  5. Überschreiten Eltern diese Grenzen wieder und wieder, hat jedes Kind das Recht, den Kontakt abzubrechen.
  6. Kein Kind dieser Welt sollte dazu genötigt werden, den Kontakt zu seinen Eltern aufrechtzuerhalten oder wiederaufzunehmen. Insbesondere dann nicht, wenn es sich um toxische Eltern handelt.
  7. Kein normal-empathisches Kind dieser Welt konstruiert sich toxische Eltern. Es hatte das große Pech, welche zu haben.

Brechen Kinder den Kontakt zu toxischen Eltern ab, dann ist das ein riesiger Schritt für sie. Ein Schritt, den andere schon als Kleinkinder lernen, den sie aber jetzt nachholen müssen. Und der sich für sie genauso hart und (pardon) beschissen anfühlen kann, wie mit dem Rauchen oder dem Trinken aufzuhören oder sich von einem Berggipfel ohne Sicherung in die Tiefe zu stürzen. Sie haben sich die Entscheidung nicht leicht gemacht, und sie verdienen unseren Respekt dafür.


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